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Self-Publishing, Teil 4. Wie man Bücher selbst macht. Und was man verdienen kann.

Als ich mein erstes Buch "Gespräche mit meinem Hund" fertig geschrieben und bei kdp hochgeladen hatte, war ich ein paar Stunden später erstaunt. Sonntag Abend lud ich das Manuskript als PDF hoch, bastelte im Online-Cover-Creator kinderleicht den Titel und klickte auf "Veröffentlichen". Am nächsten Morgen bekam ich eine Mail, dass das Buch nun geprüft und im Shop erhältlich sei. Da stand es: Und zwar als Prime-Artikel. Lieferbar ohne Versandkosten am nächsten Tag. Die sind so schnell - Hammer!


Aber wie geht das eigentlich mit den Büchern? Nun, es ist einfach. Zunächst muss man natürlich ein Buch schreiben. Das mache ich beispielsweise cloudbasiert auf Google-Docs. Ich rate dazu, das Dokument gleich immer im gängigen Taschenbuchformat anzulegen und dort auch zu schreiben. Ich schreibe die Bücher immer in A5.


Ist man fertig, lädt man sich das Manuskript einfach als PDF herunter. Dann muss man bei Amazon Kindle Direct Publishing (kdp) einen Account anlegen. Das ist ein wenig Arbeit, weil man - schließlich werden die Bücher weltweit verkauft - alle möglichen Angaben, vor allem zur Doppelbesteuerung bei USA-Verkäufen, machen muss. Aber das ist auch am Ende des Tages halb so wild und in einer Stunde abgeschlossen.


Danach legt man dort im Bücherregal sein neues Buch an. Man gibt den Titel ein, die Beschreibung, holt sich eine automatisch generierte Amazon-ISBN-Nummer, wählt passende Kategorien und Schlagwörter aus. Dann lädt man das PDF hoch.



Manuskript auf Google Docs


Danach geht es an den Bau des Covers. Wer hier technisch und grafisch versiert ist, baut sich das einfach z.B. in Indesign selbst. Viel einfacher geht es mit dem integrierten Online Cover Creator. Hier gibt es ein paar Templates, aus denen man auswählen kann. Ein passendes Titelfoto sollte man natürlich parat haben. Danach kann man in den Templates Farben, Schriften. Bilder und Texte editieren. Der Creator warnt einen dann sehr anschaulich, wenn irgendetwas nicht stimmt. Das ist auch für Anfänger wirklich leicht zu durchschauen.

Für mein erstes Buch habe ich etwa eine Stunde gebraucht. Und keine Angst: Auch nach der Veröffentlichung und sogar davor kann man das immer wieder ändern.



Einfach zu bedienen: kdp


Hat man diesen Step hinter sich gebracht, generiert kdp eine druckfähige Vorschau. Das dauert ein wenig, wird aber auch so live kommentiert: "Vielleicht ist jetzt die richtige Zeit für einen Kaffee. Oder ein Sandwich".


Je nach Art und Umfang erscheint nach 5 bis 20 Minuten dann die Vorschau. Dort kann man sich durchklicken und alles kontrollieren. Danach speichern und weiter.


Der letzte Schritt ist die Kalkulation. Für den Autoren ein nicht unwesentlicher Punkt. Man muss aber nicht einmal rechnen können, denn bei der Kalkulation spuckt das Tool hinten gleich immer die Tantiemen für den Autoren aus. Diese berechnen sich wie folgt:


Verkaufspreis, abzüglich MwSt., abzüglich Druckkosten - und davon bekommt man 60%. Der Rest geht an Amazon. Ich bin jetzt mal ganz transparent und poste den Screenshot eines Titels für 15,90 Verkaufspreis.



Je nachdem, wie viele Seiten das Buch hat, kostet der Druck mehr. Farbig gedruckte Bücher kosten eine ganze Stange mehr, daher mache ich die nicht, um dem Leser günstige Preise anbieten zu können. Fotos in Büchern sind sowieso meines Erachtens nicht mehr so notwendig wie früher. Wenn ich einen Revierführer lese, dann google ich hinterher eh nach Bildern. Da hilft mir im Buch ein Foto vom Hafen mit Kirche im Hintergrund auch nicht viel weiter. Ich bleibe daher bei s/w-Innenteilen.


In der Mischkalkulation aller meiner Titel komme ich so auf das 6fache dessen, was ich von den Verlagstiteln (1 Euro pro Buch) bekommen habe. Das ist eine wirklich faire Bezahlung. Besser geht das nirgendwo.


Wehrmutstropfen: eBooks. Aus dem Manuskript mache ich mit dem Kindle Creator dann auch gleich das eBook. Das geht übrigens noch einfacher. An eBooks würde man theoretisch auch okay verdienen, wenn da nicht "kindle unlimited" wäre. Dort kann man für eine Flatrate von 9,99 Euro im Monat alle verfügbaren eBooks lesen und "leihen". Aus einem monatlichen Fond werden dann für jeden Autoren und jede gelesene Seite abgerechnet. Und da kommt bitter, bitter wenig raus. Ich habe da wenns hoch kommt so um die 4.000 gelesene Seiten pro Monat, also rund 30-35 ganze Bücher. Und dafür bekommt man dann sehr wenig. Meine monatliche Rekordeinnahme: knapp 8 Euro insgesamt. Man kann diese Unlimited Option zwar abstellen, aber dann wird man im Ranking schlecht und dann verkauft man gar nix mehr. Ähnlich geht es Musikern, die für Spotify und Co. unfassbar wenig Geld bekommen.



Einen Tag nach Veröffentlichung schon Prime Artikel


Mit der Kalkulation ist auch das Einstellen des Buches fertig. Das dauert 30 Minuten bis zwei Stunden, je nachdem wie man sich auskennt und wie fix man das Cover bastelt. Danach kann man sofort veröfffentlichen. Icxh würde aber erst noch warten und zuvor die günstigen Probedrucke bestellen. Das kostet wirklich nur die Druckkosten, wird als "Nicht für den Wiederverkauf zugelassen" gelabelt. Nach zwei Tagen liegt es vor einem - Zeit, nochmal Korrektur zu lesen und sein Cover und den Satz zu beurteilen. Danach folgen die Änderungen und man lädt das neue Manuskript einfach über das alte drüber.


Tja - und dann kommt dieser magische Moment, an dem das Buch dann hochoffiziell im Amazon Shop angeboten wird. Nun muss nur noch jemand auf bestellen klicken. (Wie man das erreicht, erzähle ich in einem späteren Teil).



Bestseller!


Jetzt kommt der Teil, der besonders wundervoll ist: Korrekturen. Bei Verlagsbüchern werden Fehler (kein Buch ist ohne) so lange mitgeschleppt, bis die Auflage verkauft wurde und eine neue Auflage gedruckt wird. In unserem Special-Interest Bereich werden aber die meisten Autoren gar nicht in den Genuss einer zweiten Auflage kommen. Das schaffen nur wenige. Und dann ärgert man sich Jahre später noch über diesen doofen Buchstabendreher auf dem Klappentext. Bei kdp ist das anders: Man kann beliebig oft neue, korrigierte Manuskripte hochladen. Das wird sofort umgesetzt, kurz geprüft und die nächsten Bücher gehen dann ohne den Fehler auf die Reise zum Leser. Denn Amazon produziert die Bücher on Demand. Wenn also jemand bestellt, geht Minuten später irgendwo ein Drucker an uns spuckt das jeweils aktuelle Buch raus. Wenn man in Deutschland bestellt, wird es hier in der Nähe gedruckt, entweder in Polen oder soweit ich weiß in Süddeutschland. Bestellt einer in Japan oder den USA (dort habe ich bereits welche verkauft), wird es halt dort gedruckt und sofort zum nächsten Tag verschickt. Das ist unschlagbar.


Für die Autoren steht dann auch gleich ein Dashboard zur Verfügung, wo alle Verkäufe angezeigt werden. Jeden Tag hat man so einen sehr übersichtlichen Stand über die Umsätze.


Ausserdem gibt es für sämtliche Fragen für jeden Autoren einen Zugang zum Autorenforum. Dort kann man sich sehr gut austauschen und bekommt stets kompetente Hilfe.




Verkaufsdashboard. (Hier endet dann auch meine Transparenz) :D


Nun kommt der Teil, der überall immer wieder in den Medien kritisiert wird: Die Abrechnung. Die erfolgt monatlich. Jeden 29. des Monats überweist Amazon die Tantiemen des Vor-Vormonats. Das drollige dabei: Man bekommt keinen Beleg. Nur eine Mail mit einer Payment Nummer. Und dann halt pünktlich die Kohle aufs Konto. Auf Anraten meines Steuerberaters scheibe ich jeden Monat eine Rechnung an Amazon in Luxembourg, nur als Eigenbeleg. Und zwar ohne USt. Denn die überweist Amazon nicht mit, sondern führt sie offenbar "selbst ab", was immer das bedeutet. Das geht übrigens auch App-Verkäufern so, denn auch Google oder Apple rechnen ziemlich - ich nenne es mal - kapriziös ab.


Egal - buchhalterisch sicher nicht ganz einfach - aber auch das bekommt man hin.


Wenn man das Buch dann gut vermarktet - und die Voraussetzung dafür ist und bleibt ein gutes und gut gemachtes Buch - verkauft Amazon wirklich eine ganze Menge davon.


Über Amazon hinaus kann man natürlich auch direkt verkaufen. Ich biete die Bücher ja signiert an, was vor allem zu Weihnachten eine tolle Geschenkidee ist. Amazon erlaubt das. Und ich beliefere sogar einige Buchhändler. Auch die sind glücklich, weil sie mehr Marge bekommen als üblich. Amazon erlaubt auch das. Theoretisch könnte ich pro Tag 999 Autorenexemplare bestellen und weiterverkaufen. Wenn ich das mal erreichen sollte werdet ihr es merken, weil ich dann nur noch von Bord einer 60 Fuß Wally schreibe.


Natürlich verdient man in der gesamten Mischkalkulation weniger, wenn man an den Handel verkauft. Aber ich liebe den Buchhandel und verzichte gern auf Geld, wenn meine Bücher in den Läden liegen. Ist übrigens auch was fürs Herz und Ego, wobei mir letzteres meistens egal ist.


Übrigens bin ich ein ganz kleines Licht. Im Forum hat eine Autorin (ich vermute, Sie ist aber ein Er) die Verdienste veröffentlicht. Sie schreibt Liebesromane. Jeden Monat einen. Das verkauft sich so irre gut, dass die gute Frau mit über 30k pro Monat nach Hause geht. Das allerdings ist die absolute Champions League. Ich bin da im Vergleich eher Landesliga, Alte Herren. Aber - zusammen mit ein paar anderen Aufträgen kann ich davon leben. Und dafür bin ich sehr dankbar.


Übrigens bin ich nun ein paar Mal gefragt worden, ob ich nicht Lust hätte, eine Schulung zu geben. Könnte ich machen. Räumlichkeiten dafür habe ich, sofern es nicht hundert Leute sind. Bei Interesse einfach eine Mail schreiben: Klick.


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