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Was macht eigentlich Torte?

Die Zeit, die ich durch verschiedene Umstände in den letzten Wochen, ja Monaten bei Tortes Refit verloren habe, hole ich gerade wieder auf. Es ist bei dem Wetter ein großer Vorteil, wenn das Boot noch nicht fertig ist. Denn viel mit Torte unternehmen dürfte ich wegen der ganzen Corona-Verordnungen eh nicht. Deshalb habe ich in den letzten Tagen sehr viel dran gearbeitet.


Bisher war ich mit einer Aufgabe beschäftigt, die eher deprimierend ist: Die schadhaften Stellen zu entfernen. Noch deprimierender war, dass diese Stellen sehr viel größer waren, als ich das angenommen hatte. Das gesamte Sperrholz im Deck vor dem Aufbau war völlig rott und nach dem ersten gesägten Loch konnte ich riesige Stücke vom Deck mit der bloßen Hand rausbrechen. Ich repariere sehr gern Sachen, aber zerstören ist nicht so mein Ding. Daher waren die letzten Tage eine Wohltat - für Torte und für mich.





Nachdem ich alles, was Torf war, aus dem Boot gerupft hatte, kam die Feinarbeit. Um neue Sperrholzplatten so einzukleben, dass es auch dauerhaft hält, musste ich mit dem Multimaster so lange herumsägen, bis ich die Decksbalken zur Hälfte freigelegt hatte, um eine gute Auflagefläche zu haben. Teilweise war das sehr schwierig, weil der Erbauer bei den Balken einige Fehler gemacht und gepfuscht hatte. Dazu wurde zu den DDR-Zeiten irgend ein sehr hartnäckiges Harz verwendet, um das Sperrholz aufzukleben. Das ging am Ende nur mit der Flex runter.


Noch schwieriger war es, das alte Klebezeugs vom seitlichen Aufbau zu entfernen, mit dem die früheren Fenster verklebt waren. Dieses Zeug ist so derbe hartnäckig. Letztlich ging es mit dem umgedrehten Sägeblatt des Multimasters am besten ab.



Drecksklebezeug


Nach zahlreichen Stunden Quälerei war das Ergebnis endlich so, dass ich zu Hause Kartons gesammelt und daraus Schablonen erstellt habe. Ab diesem Punkt hat die ganze Sache wieder Spaß gemacht, weil man endlich mal ein Ergebnis bekommt, dass zum Ziel hin und nicht davon weg führt. Nach der ganzen Plackerei der letzten Wochen freut man sich wie ein Kind, wenn Pappe das Deck schließt.



Pappschablonen


Bernd vom "Wassersportzentrum Alte Feuerwache", wo Torte liegt, hat zum Glück noch ein großes Lager an Sperrholzresten, bei denen ich mich bedienen darf. Baumärkte sind derzeit ja eine Qual und außerdem sind die Holzabteilungen fast überall geschlossen. Ohne Bernds Sperrholzlager wäre ich echt aufgeschmissen gewesen und hätte in Versuchung kommen können, die Pappschablonen zu laminieren.


Das Aussägen der Sperrholzplatten war ein Klacks. Lediglich eine sehr große Platte war ziemlich schwierig. Denn direkt vor dem Aufbau musste ein etwa 2,30 Meter langes Stück eingesetzt werden, welches gleichzeitig unter die Ecken des Aufbaus geschoben werden musste. Das war ein ziemlicher Akt und hat erst mit Einsatz von Stechbeitel, Cuttermesser und anschließender Entscheidung, eine dünnere Platte zu nehmen, hingehauen. Aus den Resten der Platten habe ich dann Leisten geschnitten, um die Decksbalken teilweise aufzudoppeln. Dort, wo es ging, habe ich die Anschlussstellen geschäftet. Laut Helge sollte das im Verhältnis 1:10 sein. Das hat allerdings nicht hingehauen. Dafür habe ich jedoch ordentlich verklebt und viel Auflagefläche für die Platten geschaffen. Ich bin mir sicher, dass das so hält.



Wat `n Klopper



Deckbalken aufgedoppelt



Heiligtum Epoxi


Mit Rat und Tat zur Seite stand mir neben Bernd die ganze Zeit Helge von der Linden, dessen Ratschläge wirklich sehr hilfreich sind. Gestern dann kam endlich mein Corona-Hilfspaket aus Wesel an, mit Epoxi und dem ganzen Kram, den ich zum Verkleben brauche. Also habe ich gestern damit verbracht, alle Platten einzukleben, was hervorragend geklappt hat. Die Fugen habe ich mit scmalen Sperrholzstreifen ausgefüllt und mit angedicktem Epoxi sauber verklebt und verfugt. Das sieht gut aus. Nur dafür ist gestern ein A-Pack Epoxi (1 Kg) drauf gegangen. An dieser Stelle wird Torte nie wieder kaputt gehen.





Heute kommen also die Laminierarbeiten dran. Die neuen Holzplatten werden mit Glasfaser belegt und sauber laminiert. Unebenheiten werde ich wiederum mit angedicktem Epoxi ausgleichen und hinterher noch mit Glasfaserspachtel fein machen. Das wird. Ich bin so freudig aufgeregt, dass ich heute morgen seit 5 Uhr im Bett wach war und über das Laminieren nachdachte.



Endlich wieder ein Deck


Der seitliche Aufbau wird später zunächst mit Epoxi beschichtet, dann geprimert und danach hübsch farblich lackiert. Ich nehme den Grau-Ton, der schon auf den Antirutschflächen zu sehen ist. Damit ist das Holz zwar nicht mehr sichtbar aber dafür wird das ewig halten. Würde ich die Holzoptik erhalten wollen, käme Torte wohl erst 2022 ins Wasser und darauf habe ich keine Lust. Unser bald zur Welt kommender Sohn und Günther sollen dieses Jahr schon aufs Boot.

Neue Fenster bestelle ich online und die werden dann mit Sabatack aufgeklebt. Vor der Arbeit graut mir am meisten, denn jeder weiß, dass man dieses klebrige Zeug niemals wird kontrollieren können. Diese Dichtungsmasse taucht nach den Arbeiten immer irgendwo anders auf, sei es im Auto, in der Kapuze oder im Schlafzimmer (okay, das letztere verschweige ich Anja besser).


(Nachtrag: Anja scheint das hier eben gelesen zu haben)




Dieser Text mag sich so lesen, als ob ich das ganze Zeug, über das ich hier schreibe, auch gut kann. Ich kann das aber gar nicht. Ich bin Autor, kein Bootsbauer. Aber so eine Raketenphysik ist das alles nicht und mit guten Ratschlägen, einer Portion Mut und vor allem gutem Material geht das alles. Außerdem hatte ich gestern, als ich fertig war und dieses wieder geschlossene Deck sah, einen absoluten Glücksmoment. Torte lebt.


Da ich das nicht oft genug betonen kann: Danke Bernd, danke Helge.












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